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Wie Sprachen Laute benutzen
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==Funktionalisierung von Lauten: Das Phonem== Wer sich durch das zugegebenermaßen sehr theorielastige Kapitel "[[Das menschliche Lautinventar]]" gekämpft hat, darf sich freuen. Denn in diesem Kapitel wird es konkret. Wir kennen nun all die Möglichkeiten, um Laute zu erzeugen und wir wissen auch, dass der einzelne Laut von seiner Umgebung beeinflusst wird. Meistens geschieht diese Beeinflussung einfach durch eine physikalisch-sprachökonomisch Optimierung und kann auf jede Sprache angewendet werden. Doch was wäre der Mensch, wenn er es dabei belassen würde? Viele dieser Optimierungen werden in den einzelnen Sprachen aufgehoben, andere dazu eingesetzt, Unterschiede in den Bedeutungen herzustellen. Praktisch jede universelle Sprachökonomie kann durch sprachspezifische Regeln aufgehoben werden. Und es geht noch weiter: Unterschiedliche Laute können in einer Sprache zusammengefasst werden und der Sprecher erkennt oft gar nicht, dass es verschiedene Laute sind. Andere Laute werden einfach nicht gehört, weil es sie in der Muttersprache nicht gibt. Um all die Phänomene zu überblicken muss man anders denken, als rein physikalisch. Man muss eine zusätzliche Ebene schaffen, die für jede Sprache individuell funktioniert. Das gilt auch für den Laut, den wir hierfür zweimal definieren müssen.<br /> Der physikalisch-akustische Laut ist das ''Phon''. Darüber müssen wir wissen, wie es gebildet wird und wie es sich anhört. Wir müssen im Detail wissen, was den Laut ausmacht, um zu verstehen, wie Lautsprache auf unterster Ebene funktioniert und wie sich die umgebenden Laute anpassen. Wir müssen darüber aber keine Ahnung haben, wenn wir wissen wollen, wie die Sprachen damit umgehen. Dafür brauchen wir andere Kategorien, andere Einteilungen, die sich zwar an den physikalischen (und hier vor allem den artikulatorischen) Gegebenheiten orientieren, aber doch nicht identisch mit diesen sind.<br /> Der sprachspezifische Laut ist das ''Phonem''. Es wird definiert als "kleinste bedeutungsunterscheidende Einheit" einer Sprache. Ein solches Phonem kann im einfachsten Fall aus einem einzigen Phon bestehen, aber auch mehrere Phone enthalten. Fies wird es, wenn eine Sprache Phone kennt, die in mehreren Phonemen zu finden sind. Auch das kommt vor, ist aber im Moment eher zweitrangig. Was aber ist ein Phonem nun? Es ist eine sprachliche Einheit, so ähnlich, wie es Wörter sind. Jedes Wort hat seine Bedeutung und man kann es aus dem Satz heraus nehmen und es zum Beispiel in ein Wörterbuch packen. Tun wir das, stoßen wir aber auch immer wieder auf ein Problem, nämlich welche Form wir schreiben sollen. Für das Deutsche und die meisten anderen Sprachen hat man sich bei Verben für die Infinitivform entschieden. (Das funktioniert auch ganz gut, vorausgesetzt, die Sprache hat Infinitive.) So ähnlich funktioniert das auch mit Phonemen. Wir können ein Lautinventar erstellen, in dem wir jedes Phonem beschreiben. Wir können sagen wo es wie oft vorkommt und welche Phone das Phonem enthält. Enthält es mehrere Phone, müssen wir uns entscheiden, wie wir dieses Phonem nennen wollen. Um genauer zu verstehen, wie ein Phonem aufgebaut ist, sehen wir uns ein paar Beispiele an. Bei "Dach" und "Dächer" haben wir das Phonem /x/, das in "Dach" als [χ] und in "Dächer" als [ç] realisiert wird. Es gibt Regeln, wann das Phonem /x/ in der deutschen Sprache wie realisiert wird. Es ist immer klar, welcher Laut wann gesprochen wird. Entsprechende Regeln werden wir uns später genauer ansehen. Bei "Rebe" sind wir wesentlich freier. Hier macht es keinen Unterschied, welchen r-Laut wir einsetzen, außer dass man daran heraushören kann, woher jemand kommt. Im Gegensatz zum ersten Beispiel gibt es also keine Regeln, sondern lediglich eine regionale Verteilung. Es gibt also Phoneme, deren Phone speziellen Regeln unterworfen sind und es gibt Phoneme, deren Phone nur einer regionalen, sozialen oder rollenspezifischen Verbreitung unterliegen. Mit rollenspezifischer Verbreitung sind Phänomene gemeint, bei denen eine bestimmte Person in unterschiedlichen Umgebungen unterschiedlich spricht. Besonders deutlich ist dies bei der sogenannten Theatersprache. Hier wird das /r/, anders als sonst als [ʀ] (uvularer Vibrant) realisiert, was in diesem Fall zu einer besonders deutlichen Aussprache führen soll. Wenn du deine eigenen Phoneme bauen willst, solltest du noch wissen, dass die Phone eines Phonems mindestens ein artikulatorisches Merkmal gemeinsam haben müssen. (Stimmhaftigkeit zählt dabei aber nicht.) [χ] und [ç] sind beispielsweise Frikative, die mit dem Zungenrücken gebildet werden. Die einzige Ausnahme dieser Regel sind die r-Laute, die artikulatorisch ziemlich unterschiedlich sein können. [h] und [ŋ] können deshalb kein gemeinsames Phonem bilden. Dieses Beispiel habe ich gewählt, weil sie in der deutschen Sprache nicht an den gleichen Stellen auftauchen können. ([h] kommt ausschließlich am Anfang einer Silbe vor und [ŋ] ausschließlich am Ende.) Sie erfüllen dadurch auf den ersten Blick das Merkmal eines gemeinsamen Phonems, sind es aber tatsächlich nicht, weil [h] ein Frikativ ist, der mit der Zungenwurzel gebildet wird und [ŋ] ein Nasal, bei dem der Zungenrücken zum Einsatz kommt. === Unterscheidungsmerkmale === ==Töne und Tonakzente== ==Phonemische Regeln und Silbenstruktur== Nun haben wir einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten, sprachliche Laute in Gruppen einzuteilen. Vielleicht hast du auch schon eine grobe Vorstellung, wie deine Phoneme aussehen könnten. Phoneme, deren Phone lediglich eine unterschiedliche Verbreitung haben, kannst du sogar bereits bauen. Allerdings sind die Phone eines Phonems meistens durch Regeln eingeschränkt, die sprach- oder dialektspezifisch auftreten. Die Form dieser Regeln ist relativ einfach. Wir haben ein Phonem, das in einer bestimmten Umgebung eine bestimmte Eigenschaft annimmt. Formal wird diese Regel so aufgeschrieben: A → B / X__Y<br/> (A wird zu B in der Umgebung nach X und vor Y)<br/> X und Y können dabei bestimmte Laute mit bestimmten Merkmalen sein oder Silben- Morphem- oder Wortgrenzen.<sup>*</sup> Silben werden dabei als $ dargestellt, Morpheme als + und Worte als #. Eine anschauliche Regel ist die Auslautverhärtung im Deutschen: /b d g v z ʒ/ → [p t k f s ʃ] / __$<br/> Diese Regel besagt, dass die Phoneme zwischen den Schrägstrichen / am Ende einer Silbe jeweils als die Phone realisiert werden, die in den eckigen Klammern stehen.<br/> Wer nun nach oben zu den Unterscheidungsmerkmalen guckt, sieht, dass es sich jeweils um stimmhafte Obstruenten handelt, und diese das Merkmal [-son] tragen (also keine Sonoranten sind). Wir können also verallgemeinert schreiben: [-son, +sth] → [-sth] / __$<br/> Also alle Laute, die die Merkmale [-son] und [+sth] tragen, werden am Ende einer Silbe stimmlos. Und da wir sehen, dass [+/-sth] das Merkmal ist, das geändert wird, können wir auch noch kürzer [-son] → [-sth] / __$ schreiben, da stimmlose Laute dadurch einfach nicht verändert werden. ===Phonemische Prozesse=== *Angleichung und ((Fern-)Assimilation und Dissimilation) http://www.sfs.uni-tuebingen.de/~cebert/teaching/05phon/folien06.pdf *Epenthese und Tilgung *Neutralisierung *Metathese Notizen: Neutralisation, Phonotaktik [http://fak1-alt.kgw.tu-berlin.de/call/linguistiktutorien/phonologie/phonologie%20k5.html] <small>* Morpheme sind die kleinsten bedeutungstragenden Einheiten einer Sprache (im Gegensatz zu den kleinsten bedeutungsunterscheidenden Einheiten, die Phoneme). Mehr dazu erfährst du im nächsten Abschnitt dieses Tutorials "Das Wort".</small> ==Erstellen von sprachlichen Lautinventaren== Um für seine Sprache in Lautinventar inklusive Regeln aufzubauen, sollte man immer wieder ausprobieren, ob die Regel oder das Phonem passt. Wo sie vorkommen und wo nicht. Wie man aber letztendlich zu seinen Lauten kommt, dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die im Folgenden beschriebenen Vorgehensweisen können kombiniert oder mit eigenen Ideen ergänzt werden. Sie sind nicht der Weisheit letzter Schluss. ===Brabbeln=== Ich selbst spreche erst, bevor ich eine Sprache entwickel. Damit meine ich, dass ich zuerst "rumbrabbel" um dadurch den richtigen Klang zu bekommen. Dann nehme ich das auf und gucke, wie sich das generalisieren lässt. "Ich habe das mal mit einem Erwachsenen ausprobiert der ebenso Verrückt ist wie ich. Wir fingen mit der "Klassischen Babysprache" (Bubu, Dada usw.) an und als wir Spaß daran gefunden hatten kamen auf einmal die seltsamsten Wörter heraus die man sich Vorstellen kann." "Ich hab irgendwann mal angefangen, grundlegende Überlegungen zu machen- wie soll sie klingen, was sollen Merkmale sein, etc. Zusammengefasst kann ich sagen, viele kratzige Laute und eine Art... "steiniger" Klang. " ===Analysieren=== Eine andere Möglichkeit wäre wohl, wenn man bereits Texte in seiner Sprache hat, diese quasi zu untersuchen. Dadurch lassen sich dann auch neue Wörter besser in die Sprache einpassen. Man nimmt also einen vorhandenen Text spricht ihn auf Band und dann wird untersucht, was man da gemacht hat. ===Regelbasierte Silben=== Eine dritte Idee wäre die Erstellung von Silben nach vorher festgelegten Regeln, diese dann sprechen und die Regeln verbessern und/oder erweitern. ===Kopieren=== IPA-Tabelle einer irdischen Sprache ansehen, deren Klang in die Richtung geht, die man haben möchte.
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